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Wolfgang Zurborn

 

Im Labyrinth der Zeichen

1991 bis 1993

                   
Im Labyrinth der Zeichen #14, 1992                             Im Labyrinth der Zeichen #24, 1993


Diashow


Verrätselung und Imagination
Einschnitte in die Welt der Alltagsmythen

Mit dem Verhältnis von Fotografie und öffentlichem Raum hat sich Wolfgang Zurborn mehr als ein Jahrzehnt auseinandergesetzt. Dabei geht es ihm weder um objektive Dokumentation von Stadtlandschaften noch um journalistische Beobachtung menschlichen Verhaltens. Vielmehr stellt Zurborn auf fotografischem Wege die philosophische Frage: "Inwieweit ist für das Subjekt im digitalen Medienzeitalter ein individuelles Erkennen und Handeln im Kontext alltäglicher Öffentlichkeit noch möglich?”

Alltagswelten und Bilderwelten verschränken sich im Bewußtsein des Einzelnen dialektisch; die Ansichten der tagtäglich im Umbruch befindlichen Lebenswelt sind mit omnipräsenten Medienbildschöpfungen bis zur Unkenntlichkeit verschweißt.

...Im "Labyrinth der Zeichen” stellt Zurborn dieses Konzept auf seine bisher stärkste Probe. Die Methode, disparate Wahrnehmungsperspektiven in einer Bildfläche zu komprimieren und motivische Divergenzen durch dezentrale Komposition zu unterstreichen, wird in den vertikalen Fotokombinationen ins Extrem gesteigert. Damit kann sich der ästhetische Eigenwert der perspektivischen Individuation in vollem Umfang entfalten und die visuelle Dissonanz des heutigen öffentlichen Raums freilegen.

Die radikale Ausschnitthaftigkeit der übereinander montierten Aufnahmen intensiviert den Netzwerkcharakter der Ansicht. Jedes Teilbild weist ein sinnliches Geäder scharfer und unscharfer Zonen auf; ihr jeweiliger Abstraktionsgrad schafft einen Balanceakt zwischen der Freiheit zur assoziativen Betrachtung und dem unleugbaren Bezug zur gesellschaftlichen Realität.

In den situativen Einzelbildern der Serie "Menschenbilder - Bildermenschen” wurde der kontingente szenische Zusammenhang durch ausgeklügelte exzentrische Kompositionen aufrechterhalten und zugleich durch zahllose Verweise über den Bildrand hinaus, ins Off aufgebrochen.

Im "Labyrinth der Zeichen” ist die vorgebliche Kohärenz der Welt, die vermeintliche Einheitlichkeit von Raum, Zeit und Ort grundsätzlich zersplittert. Die Fragmente alltäglicher Wahrnehmung sind bis an die Grenze des Noch-Erkennbaren reduziert. Zur Disposition stehen die Identifikation jedes einzelnen Bruchstücks und die Erschließung seiner kontextuellen Bedeutsamkeit durch den Betrachter. Zurborn: ”Die Materialien, Flächen, Farben und Linien gewinnen eigentümlichen Zeichencharakter, werden verrätselt und beginnen miteinander zu spielen, über die Grenzen der einzelnen Bildsegmente hinaus. Der Sinn dieses Rätsels besteht darin, daß es keine Auflösung gibt. Die Fotografie produziert das Labyrinth der Zeichen.”
Inszeniert wird die Auseinandersetzung des behutsam suchenden Blicks mit der Vielschichtigkeit der Welt und ihrer permanenten Veränderung, die Genealogie des fotografischen Sehens diesseits der tautologischen Klischees, ein erfindendes Anschauen, das die produktive Ergänzung des Betrachters herausfordert. Die virtuelle Szenerie, in der die Dinge sich begegnen oder aufeinanderprallen, liegt nicht mehr außerhalb des fotografischen Blicks, nicht in einer vorgegebenen Ordnung, sondern ist in der erkennenden Imagination des Subjekts begründet.

Wolfgang Zurborns Fotografie versteht sich als Medium eines aktiven Erkenntnis-prozesses, der mit der Dynamik des letztlich unkontrollierbaren öffentlichen Raums korrespondiert. Gläserne Durchblicke, rauhe Überlagerungen, irritierende Verzerrungen, massive Blöcke und poröse Risse, verhaltene Überleitungen und gewagte Sprünge, vermeintliches Drinnen und trügerisches Draußen, semantisch ausbalancierte Konglomerate und stärker narrativ ausgerichtete Collagen, - das kompositorische Spektrum der "Labyrinth”-Arbeiten ist weitgesteckt, um die Erfahrung heutiger Alltagswahrnehmung in ihrer lebendigen Komplexität und ihrem rasant beschleunigten Wandel zu erfassen.

Peter V. Brinkemper

Den vollständigen Text können Sie als PDF downloaden.

 

 

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Eine Diashow durch das Gesamtwerk

 

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Buchprojekt elf uhr elf

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Mitten im Westen

China! Which China?

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Amsterdam

LUsionen

Terra Incognita

dressur real

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Im Zentrum der Geschwindigkeit

Im Labyrint der Zeichen

Fotowände Neumarkt

Menschenbilder - Bildermenschen

Vorgarten der Illusionen

 

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        Labrinth der Zeichen #13, 1992