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Terra Incognita
2002

Terra Incognita #01, Bielefeld 2002
Im Auftrag der Städtischen Bühnen Bielefeld entstand
im Frühjahr 2002
die Serie "Terra Incognita". Ein Projekt mit völliger
künsterischer Freiheit
zur Erkundung einer Theatralität des Alltags. Die Bühne
dieser Fotografien ist die Stadt Bielefeld.
Terra Incognita
von Peter V. Brinkemper
In Terra Incognita sondiert Wolfgang Zurborn die Inszenierung
öffentlicher Räume im Umfeld des Stadttheaters Bielefeld.
Dabei macht er keinen Unterschied zwischen dem kultur- und
geschichtsträchtigen Altstadtviertel und dem kahlen Parkhaus
am riesigen Universitätsgelände.
In herben, stellenweise bunt aufleuchtenden Farbkompositionen
blickt uns der Alltag mit neuen Augen an. Perspektivisch angeschrägte
Ausschnitte und paradoxe Spiegelungen von Innen- und Außenräumen
lenken unsere Wahrnehmung auf die Rampen des öffentlichen
Lebens und führen uns gleichsam durch den geteilten Vorhang
und hinter die Prospekte, dorthin, wo die Maschinerie der
Stadt und das Arsenal ihrer Bühnentechnik nur halb verborgen
ist.

Terra Incognita #02, Bielefeld 2002
Wolfgang Zurborn arbeitet regelmäßig als Theaterfotograf
für das Bielefelder Stadttheater, er begleitet Proben
und Aufführungen, ist vertraut mit dem Zusammenspiel
von Licht und Schatten, Mimik und Maske zwischen Fiktion und
Täuschung. Bei der Stadterkundung erleben wir Bielefeld
mit den Augen des freien Künstlers Wolfgang Zurborn,
des Fotografen des geteilten Blicks, der die Stereotype des
Alltags, Die Dressur Real der ganz normalen Dinge
aufdeckt, zuspitzt und auflöst: Durch den produktiv verfremdeten
Blick (Brechts Galilei), durch das experimentelle Sehen, dessen
Kunstgriffe in vielerlei Hinsicht den Mitteln einer verblüffenden
Theaterinszenierung gleichen.
Das Bild fungiert dabei als Schnittstelle für einen aktiven
Betrachter, der sich entscheiden muß, wie er sich zu
dem Motivausschnitt verhält. Indem die Fotografie den
Zuschauer und die Welt auf die Probe stellt, verdichtet sich
das Theater des Alltags zu einem greifbaren und veränderbaren
Bild, in dem die Regie der Dinge und der Menschen verschlüsselt
ist.
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