China! Which China?
Die Zukunft der Vergangenheit
Wolfgang Zurborn
Die Herausforderung bei der Begegnung mit dieser mir nicht vertrauten Welt besteht gerade darin, die Erfahrung der hochkomplexen, in viele Parallelwelten verschachtelten Megacities in eine persönliche Bildsprache umzusetzen, die das Unbekannte nicht in der Distanz des Exotischen hält, sondern im Fremden die Nähe aufspürt. Die Welt erscheint mir in diesen Städten wie eine überdichte Collage aus Zeichen, Körpern und Räumen, eine Art semiotischer Overkill, den ich zunächst kaum für mich entschlüsseln kann.
Ich möchte aber gerade den zweiten Blick wagen, der auf die Suche nach den Details und Strukturen im alltäglichen Geschehen geht, die etwas erzählen können von der Annäherung an das Leben in dieser mir zunächst utopisch wirkenden Welt.
Publikation
China! Which China?
mit 16 Farbabbildungen im Format 39 x 30 cm als Leporello.
Verlag Schaden.com, Köln
ISBN 978-3-932187-12-4
Gestaltung Heine/Lenz/Zizka, Frankfurt/Berlin
Einzelausstellungen | ||
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2016 |
China! Which China? The Photobook Exhibition, Athens Photo Festival, Athen, Griechenland | |
2009 |
Drift – Fotografien 1980-2006 Haus der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg, Deutschland | |
2008 |
Book Launch - China! Which China? Rencontres d'Arles Buchladen Schaden.com im Espace van Gogh, Arles, Frankreich | |
2008 |
China! Which China? V8 Galerie, Köln, Deutschland | |
2008 |
China! Which China? Galerie Ruhnke, Potsdam, Deutschland |
Gruppenausstellungen | ||
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2014 |
Chine Today curated by Tina Schelhorn Arles, Frankreich | |
2014 |
Editionen der Internationalen Photoszene Köln SK-Stiftung, Köln, Deutschland | |
2014 |
Asia Express BruggeFoto14 Brügge, Belgien | |
2013 |
China Stories, Kolga Tbilisi Photo Meeting Tseretili Museum, Tiflis, Georgien | |
2012 |
PIMP the TIMP Volume II 21. Internationalen Photoszene Köln Ehemaliges Hotel Timp, Köln, Deutschland | |
2011 |
Street Photography Now London Street Photography Festival, Vereinigtes Königreich | |
2010 |
China Stories Athens Photo Festival Esplanade Gebäude, Athen, Griechenland | |
2010 |
Street Photography Now Third Floor Gallery, Cardiff, Vereinigtes Königreich | |
2010 |
Street Photography Now Galerie Lichtblick, Köln, Deutschland | |
2010 |
Regionale 2010 Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, Deutschland | |
2010 |
Street Photography Now Trail Show in Schaufenstern der Gegend Canal St. Martin, Paris, Frankreich | |
2009 |
China Stories, curated by Tina Schelhorn Ruskin Gallery, Cambridge School of Art (CSA) at Anglia Ruskin University, Cambridge, Vereinigtes Königreich | |
2008 |
Western Eye on East Fotofestiwal 08, Lodz, Polen |
Rezensionen
Chinesischer Umbruch im Travestiehotel
von Damian Zimmermann

Drift - Fotografien 1980-2006
von Brigitte Henninges

Geheimnisse hinter der Wirklichkeit
von Heinrich Oehmsen

Außergewöhnliche Doppelschau der Fotografen Tobias und Zurborn

Unter vier Augen
von Frank Keil

Wolfgang Zurborn Drift

Großes Land, große Bilder - Wolfgang Zurborn fragt nach "China? Which China?"
von Ian

Die Spiele sind vorbei, das Spiel beginnt
von Jakob Strobel y Serra

Wolfgang Zurborn - China! Which China?
von Denis Brudna

Ungebrochen scheint das Interesse vieler Fotografen zu sein, nach China zu reisen und das rätselhafte Land mit der Kamera vor Augen zu entdecken. Auch Wolfgang Zurborn fuhr 2006 dorthin und fixierte seine Eindrücke in einem bemerkenswerten Fotoprojekt. Wie viele vor ihm, war Zurborn nachhaltig fasziniert und musste sich mit der Dynamik des dortigen Lebens auseinandersetzen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft scheinen hier miteinander zu verschmelzen, die Gesellschaft wird in einem atemlosen Tempo umgestaltet. Trifft ein Europäer auf diese Verhältnisse, entsteht zunächst eine große Verwirrung und manch einer braucht lange, bis er sich gedanklich auf diesen Overkill einstellt. Bereits die alte chinesische Kultur mit all ihren Ausprägungen wirkt auf den Reisenden überaus exotisch. Die sich fast täglich wandelnde Anmutung der Städte und die unausweichliche Konfrontation des Traditionellen mit der rasanten Gegenwart verstärken die Faszination. Doch so komplex diese Strukturen auch sein mögen, in dem Kölner Fotografen Wolfgang Zurborn finden sie einen idealen Chronisten.
Zurborns in europäischer Beschaulichkeit entstandenen Projekte dressur real und Drift wurden dadurch geprägt, dass er relativ einfache Zusammenhänge in seiner unnachahmlichen Art verschlüsselt und sie dadurch visuell aufgeladen hat. Entstanden sind dabei komplex wirkende Bilder, die Bekanntes, besser gesagt: Gewohntes aus einem spannenden Blickwinkel zeigen. Mutige Kompositionen, die weder bunte Farben noch gewagte Bildausschnitte scheuen und sich unerschrocken an die Grenzen der Bildlesbarkeit vorwagen. So reizvoll, so gekonnt diese Bilder waren – in die Zukunft blickend musste man sich jedoch fragen, wie Zurborn seine eigenwillige Bildsprache entwickeln kann, um sich nicht selbst zu zitieren. Eine beeindruckende Antwort bietet nun das neueste Projekt über China, das als großformatiges Leporello-Buch veröffentlicht wurde.
Man erkennt sofort Zurborns eigenwillige Handschrift, obgleich die Bilder eine deutliche visuelle Erneuerung erfahren haben. Verlieh er den früheren, alltäglichen Beobachtungen eine komplexe Anmutung, wirken die China-Bilder fast so, als hätte er in ihnen das Wirrwarr der exotischen Metropolen beruhigt und für das europäische Auge verständlich erklärt. Zurborns ausgeprägte Fähigkeit, stets die richtigen Ausschnitte zu wählen, wird bei diesem Projekt so weit modifiziert, dass er häufig Details und Übersichten miteinander verbindet und dadurch seinen Bildern stärker als zuvor dokumentarische Züge verleiht, ohne dabei in banalen Beschreibungen zu versanden. Auch die Tatsache, dass er weit mehr als früher die Menschendarstellung mit einbindet, erweitert sein visuelles Vokabular.
Zurborn besuchte 2006 Beijing und Shanghai, wodurch diese Serie kaum eine universelle Sicht auf das Riesenland bieten kann. Dennoch vermittelt die Publikation einen erstaunlich breiten Bogen an Eindrücken, die mit dem China-Klischee auf gekonnte Weise spielen, sich zugleich gänzlich davon lösen können. Auch bei dieser Serie wählt Zurborn häufig die räumliche Schichtung als wesentliches Element seiner Kompositionen. Somit knüpft er gezielt an sein inzwischen beachtliches Oeuvre, erweitert mit diesem China-Projekt auf interessante Weise seine visuelle Sprache. Sehr sehenswert!
Der Kern der Fotografie ist Kommunikation
