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elf uhr elf

 

Buch über den Karneval in Köln

elf uhr elf
144 Seiten, 124 Abbildungen
Texte zum Karneval von den Autoren: Norbert Hummelt, Adrian Kasnitz, Martin Stankowski, Ute Wegmann, Lars Weisbrod und Christoph Wirtz.
Nachwort: Dr. Michael Euler-Schmidt vom Kölnischen Stadtmuseum
Herausgeber: elfuhrelf GbR
ISBN 978-3-86206-337-6
Redaktion: Ute Behrend, Thekla Ehling, Nadine Preiß
Layout: eye-d Designbüro, Stefan Dolfe
Bildlayout: Wolfgang Zurborn

Mit Fotografien von: Theo Barth, Ute Behrend, Thekla Ehling, Dirk Gebhardt, Matthias Jung, David Klammer, Frederic Lezmi, Nadine Preiß und Wolfgang Zurborn.

elf uhr elf - neun der bekanntesten Kölner Bildjournalisten und Fotokünstler haben den Kölner Karneval erstmals als gemeinschaftliches fotografisches Kunstprojekt aufbereitet. elfuhrelf sympathisiert mit den Akteuren und der Idee des Karnevals an sich.

Der Kölner Karneval ist nicht nur eines der größten Feste der Republik, sondern für den Rheinländer die reine Form des Glücks, die ihn nachhaltig mit Kraft und Energie versorgt. elf uhr elf entwirft ein modernes, spannendes und liebevolles Bild des Kölner Karnevals zwischen Herrensitzung und Straßenkarneval, zwischen der privaten Welt der Vorsitzenden und den öffentlichen Glückseligkeiten der Liebe, zwischen Realität und Märchen. Die Fotos zeigen das Fest der kleinen Leute in der Vorstadt und das internationale Flair des Rosenmontagszugs genau so, wie das mystische und archaische und phantastische der Alternativkultur. Nicht immer ohne Klischees, aber hintergründig, rauschend und berauschend, geheimnis- und phantasievoll.
 
Gruppenausstellungen
2017 elf uhr elf
Kunstverein Leverkusen Schloß Morsbroich e. V., Leverkusen, Deutschland
2014 elf uhr elf
laif Galerie, Köln, Deutschland
2014 Alles Maskerade - Fasching, Karneval & Mummenschanz im Spiegel der Kunst
MEWO Kunsthalle, Memmingen, Deutschland
 
 

Rezensionen

Südstadt-Köppe auf dem Prüfstand

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.2.2023

von Klaus Simon

 

Der blanke Wahnsinn

Neun Fotografen zeigen in ihrem Buch "Elf Uhr Elf" den karneval aus ungewöhnlicher Perspektive
Welt am Sonntag, 23.2.2014

von Andrej Klahn

 

Neuer Blick durch das Karnevalskaleidoskop

Bildband zeigt die fünfte Jahreszeit aus ungewöhnlichen Perspektiven
Welt Kompakt, 5.2.2014

von Rainer Morgenroth

 

Die andere Seite des Karnevals

Welt

Die andere Seite des Karnevals

Neun Fotografen haben sich zum Ziel gesetzt, den Kölner Karneval so zu zeigen, wie er auch ist: eben nicht bunt, laut und alljährlich gleich. Die Schaufenster sind bis obenhin mit Brettern vernagelt, kein Mensch ist auf der nächtlichen Straße zu sehen. Das Schwarz-Weiß-Bild könnte auch in Berlin aufgenommen worden sein, an einem 1.-Mai-Demonstrationstag. Ob es sich um die Ruhe vor oder nach dem großen Sturm handelt, lässt es nicht erkennen. Ein anderes Foto zeigt eine triste, ausgewaschen graue Hauswand. An den Fensterrahmen im Erdgeschoss baumeln Sträuße aus bunten Luftballons. So kann Kölner Karneval also auch aussehen. In dem Foto-Buch “Elf Uhr Elf” finden sich eine ganze Menge derartiger Aufnahmen. Es versammelt Serien von neun Kölner Fotografen, die sich selbst den Auftrag gegeben haben, andere als die immer gleichen Bilder von der fünften Jahreszeit zu produzieren. Denn die herkömmliche Karnevalsfotografie teilt mit der Neujahrsansprache das Schicksal, dass kaum auffällt, wenn versehentlich altes Material gezeigt wird. “Als ich Ende der 90er-Jahre nach Köln gekommen bin, war mir schnell klar, dass der Karneval der totale Wahnsinn ist und dass ich ihn nie verstehen werde”, erinnert sich Matthias Jung, der Initiator von “Elf Uhr Elf”. “Aber ich wollte den Karneval unbedingt fotografieren.” Jung ist im ostwestfälischen Herford zur Welt gekommen, wo die Menschen am Rosenmontag zur Arbeit gehen. Das ist keine schlechte Voraussetzung, um ein Projekt wie “Elf Uhr Elf” auf den Weg zu bringen. Jung hat Götz George, Andreas Gursky und Gerhard Richter porträtiert. Er ist im Auftrag großer Zeitungen und Magazine unterwegs.

“Riesig und unüberschaubar”

Manchmal steht Jung auch mit der Kamera im Bühnengraben von Opern- und Schauspielhäusern. Mit Theater kennt er sich also aus. Doch das Spektakel Karneval findet nicht auf einer leicht zu überblickenden Guckkastenbühne statt. “Karneval ist so riesig und unüberschaubar”, sagt Jung, “das hat mich lange davon abgehalten, es anzugehen.” Eben diese Unübersichtlichkeit aber macht die Zeit des organisierten Frohsinns zu einem guten Thema für ein Gruppenprojekt. Vor drei Jahren erzählte Jung seinem Kollegen David Klammer von der Idee, nachdem er sich in Bibliotheken und Kunstbuchhandlungen davon überzeugt hatte, dass es fast allen erhältlichen Büchern zum Thema an fotografischem Herzblut fehlt. Was auch damit zu tun hat, dass viele der Bücher von Karnevalsgesellschaften gesponsert werden. “Da sind gefühlt 2000 Fotos drin, nur damit möglichst viele Beteiligte zu sehen sind, die das Buch dann auch kaufen.” So etwas sollte es nicht sein. Jung und Klammer gehören beide der renommierten Fotoagentur “laif” an. Genauso wie Theodor Barth, Dirk Gebhardt und Frederic Lezmi. Hinzu kamen noch Autoren, die eher in der künstlerischen als journalistischen Fotografie zu Hause sind. Sie alle einte nicht nur die Begeisterung für das Thema Karneval, sondern auch die Aussicht, endlich einmal selbst entscheiden zu können, was, wen und wie sie fotografieren. Kompromisslos und ohne unmittelbaren Verwertungszwang. Nicht dokumentieren wollten sie das Phänomen, sondern unterschiedliche und subjektive Sichtweisen zu einem Ganzen zusammenfügen, das am Ende mehr sein sollte als seine Einzelteile.

Karneval als Flucht vor dem Alltag

“Ich bin Kölnerin”, antwortet Nadine Preiß auf die Frage, wie sie die Zeit zwischen Weiberfastnacht und Rosenmontag verbringt. Und nach kurzem Zögern ergänzt sie: “Ich feiere gerne Karneval.” Dabei klingt sie so, als müsste sie erklären, dass Kugeln rund und Schimmel weiß sind. Bilder von ausgelassenen Menschen hat Preiß keine aufgenommen. Sie hat die nächtliche Erschöpfung festgehalten, Halt suchende Karnevalisten, den Moment nach der Party, wenn man wieder runterkommen muss. Zwei Sesamstraßenfiguren sitzen mit dem Rücken zu Kamera auf dem Fuß eines Baukrans. Ein Mann im rosa Flamingo-Anzug stützt sich müde gegen ein Straßenschild. Ein sonnenbebrillter Junge im Bunny-Outfit lehnt abgeschlafft lässig an einer Fensterbank und fummelt an seinem Smartphone herum. Preiß’ Serie trägt den Titel “Wir waren Helden”. “Im Karneval treten wir für kurze Zeit aus dem Alltag heraus und schlüpfen in eine Rolle”, sagt Preiß. “Wenn man sich aufbrezelt, möchte man etwas darstellen. Und irgendwann, am Ende, wenn man fertig ist, kommt der Bruch. Und dieser Moment des Übergangs hat mich interessiert.”

Mit der Kamera ins chaotische Getümmel

Wolfgang Zurborn hingegen hat sich mit der Kamera ins chaotische Getümmel um den “Zoch” herum gestürzt. Seine Bilder aber schunkeln nicht mit. Ihnen haftet nichts Folkloristisches oder Lokalpatriotisches an, obwohl sie kostümierte Passanten zeigen. Auf einer seiner Aufnahmen, die das Buch beschließt, sind von ganz fern einmal die beiden Türme des Doms zu sehen. Aber es wirkt so, als hätte jemand eine Fototapete aufgespannt. Zurborns Thema ist das Theater des realen Lebens. Grelles, Schatten werfendes Sonnenlicht verleiht den wie inszeniert wirkenden Szenen etwas Hyperreales. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion löst sich auf. Die Menschen, die Zurborn zeigt, scheinen sich wie auf einer Bühne aufzuführen. Kaum zu glauben, dass diese Fotos ohne künstliches Licht entstanden sind. “Es ist fantastisch, wie sich die Gesellschaft im Karneval nach außen stülpt”, sagt Zurborn. “Plötzlich werden extreme Emotionen auf der Straße sichtbar, von großer Euphorie bis hin zur totalen Depression.” Zurborn ist nicht nur Fotograf. Er betreibt seit 1986 mit der Fotogalerie “Lichtblick” in Köln-Nippes auch einen Kristallisationspunkt der Kölner Szene und gibt weltweit Fotobuch-Workshops. Für das Buch “Elf Uhr Elf” hat er sich um die Auswahl und die Anordnung der Bilder gekümmert. Anders als in vielen Ausstellungskatalogen werden die Bilder darin nicht nach ihren Urhebern sortiert, sondern ganz bewusst aus dem Zusammenhang der Serien gerissen. Schwarz-Weiß folgt auf Farbe, Porträts auf menschenleere Stadtansichten. Ein stolzer Vorsitzender ist neben einer Aufnahme zu sehen, die das Vereinsleben als zwielichtig-geheimbündisches Treffen in Szene setzt. Zurborn hat die Fotos ganz bewusst nicht nach Ähnlichkeiten angeordnet, um den Fluss der Bilder nicht zu zerstören. “Der Betrachter sieht dann nur das Gleiche. Die restliche Aussage des Bildes aber geht verloren.”

Gemeinschaftliche Finanzierung

Finanziert haben die Kölner Fotografen das Buch über einen Crowdfunding-Aufruf auf Startnext. Dort wollten sie Ende des vergangenen Jahres eigentlich nur die sinnfällige Summe von 11.111 Euro einsammeln. Am Ende kamen mehr als 13.000 Euro zusammen. In der Zielgruppenbeschreibung fand sich folgender Satz: “Ein Buch für Menschen, die Karneval nicht kalt lässt und die gute Fotografie und gute Gestaltung lieben.” Vor allem die Fotoszene hat das Projekt unterstützt. Die Karnevalsgemeinde konnten die Fotografen weniger für ihr Vorhaben mobilisieren. Das ließe vermuten, dass sich die Karnevalisten dann doch lieber anders, eben mit Kamelle, Dom und heiterem Gesichtsausdruck, sehen wollen. Doch die “Roten Funken”, Kölns ältester Karnevalsverein, haben jetzt 50 Exemplare bestellt. Deren Präsident habe das Buch in den höchsten Tönen gelobt, heißt es. Bei den Verlagen aber gilt das Thema als unverkäuflich, sagt Jung. “Vielleicht hat das damit zu tun, dass die Bücher, die dennoch herauskommen, immer gleich sind?”

“Elf Uhr Elf”, Kettler-Verlag, 36 Euro
Eine begleitende Ausstellung ist bis 5. März in der Kölner laif-Galerie, Merowinger Str. 5-7, zu sehen.

 

elfuhrelf oder die reine Form des Glücks

Kölner Stadt-Anzeiger, 29.Januar 2014

von Stefan Worring

 

elfuhrelf

neun Positionen - ein Fotoprojekt
PHOTONEWS, 2/14

von Anna Gripp

 

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