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Fotowände Neumarkt

von Stefan Worring und Wolfgang Zurborn

 

Installation in der U-Bahn Haltestelle Neumarkt in Köln 1987

Als eine der ersten fotografischen Arbeiten im öffentlichen Raum wurden 1987 die Fotowände Neumarkt von Stefan Worring und Wolfgang Zurborn in der von den Architekten P.u.U. Trint entworfenen U-Bahn-Haltestelle Neumarkt installiert.

Rekonstruktion als Leuchtkästen 2004

Aufgrund Umbaumaßnahmen, mussten die originalen Wände zuerst entfernt werden, konnten aber dank der Konzeption des Architekten Kay Trint als Leuchtkästen rekonstruiert werden.

Diese Präsentationsform steigert die Wirkung der Fotocollage im Raum. Fragmentarische Sichten auf das Geschehen am Neumarkt, Architekturdetails, Straßenszenen, Körper und Gesichter, fügen sich zusammen zu einem irritierenden Bilderrätsel, das die Betrachter zum Nachdenken über die eigene Lebensumgebung anregt.

 

Rezensionen

Ein Teil von Köln

KölnTakt, Nr.51, 12.Dezember 2019
 

Linienführung: Die Kölner U-Bahn-Stationen

ISBN: 978-3774306905

von Barbara Schock-Werner

 

Blickfang auf dem Bahnsteig

Foto-Panorama aus Gesichtern, Körper und Architekturfragmenten
Kölner Stadt-Anzeiger, 16.12.2004

von Jürgen Kisters

 

Fotowand im U-Bahnhof Neumarkt

Kunst Köln, 1/1988
 

Kunst unterirdisch, die U-Bahn-Haltestelle am Neumarkt

KStA

von Jürgen Kisters

Täglich stehen viele Menschen an der Haltestelle im U-Bahnhof Neumarkt und warten auf die nächste Straßenbahn. In trostloser Umgebung wird das Warten zur Qual. Die Zeit dehnt sich, man beginnt ziellos umherzuschauen. So fällt der Blick auf die Wand einer großen Fotocollage hinter Plexiglas. Ein gemischtes Panorama aus Gesichtern, Körpern, Straßenszenen. Bilder in verschiedenen Formaten (schwarz-weiß, farbig, fein und grobkörnig, fotokopiert); - Detailausschnitte, ungeordnete Bruchstücke, eine Vielfalt von Reizen.

Das Schauen auf die Bildcollage wird zur Möglichkeit, das Warten zu vertreiben. Die Fotografien wirken zunächst fremd, als stammten sie aus der großen, weiten Welt, vielleicht aus New York, London oder Tokio. Schauen wird zum Suchen. Schnell kristallisiert sich Bekanntes heraus, Schriftzüge oder Bauwerke. Man erkennt darin die eigene Stadt wieder, Köln.

In den Ausschnitten tritt dem Betrachter der eigene Alltag entgegen. Die Beine eines Kindes mit Gummistiefeln, Hinterköpfe, der Leberfleck im Gesicht einer jungen Frau, der rot-weiße Schal, Silhouetten von Gesichtern, Rolltreppen und die Fahrräder vor den Zeitungskästen. Das sind die täglichen Blicke, die sich gewöhnlich flüchtig und fast unbemerkt vollziehen. Sie werden auf dieser Wand herausgehoben und zum Thema gemacht. Eine Wirklichkeit aus vielen Einzelheiten, die sich isoliert oder in Beziehung zueinander betrachten lassen. Dadurch wird ansonsten nicht bewusst Erfahrenes plötzlich bewusster. An diesem Punkt geht Alltagserfahrung in Kunsterfahrung über. Die Fotowand (entworfen von Stefan Worring und Wolfgang Zurborn) greift daher speziell die Gegend um den Neumarkt auf. Es sind Blicke auf Architektur und auf den Menschen, in denen es ebenso Übergänge wie Brüche gibt. Die formale Aufteilung der Wand entspricht dem Charakter der Umbebung und ihrer Wahrnehmung durch den Menschen.

Die Bildcollage in der U-Bahn-Station dient nicht nur der Auflockerung einer ansonsten tristen Umgebung, sondern schafft zugleich ein Nachdenken darüber. Kunst findet hier mitten im Alltag statt, geht aus ihm hervor und wieder in ihn hinein. Alltagskunst oder Kunst im Alltag? Das eine geht in das andere über, ist untrennbar mit ihm verbunden. Die Vielfalt der Bilder innerhalb der Collage lässt sich täglich neu sehen und kombinieren. Durch die montierte Fülle bleiben eine gewisse Unübersichtlichkeit und Fremdheit erhalten, und damit unterscheidet sich die Wand als Kunstwerk von der plakativen Festgelegtheit einer Werbetafel. Die Bildfragmente wollen vordergründig nichts bedeuten, aber man kann sich mit ihnen beschäftigen. Das kann dem dumpfen Alltagsbetrieb am Neumarkt weder verändern noch vergessen lassen, führt aber vielleicht dazu, aufmerksamer zu sein und sich neugierig umzuschauen – zumindest für einen kurzen Moment.

 

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